Wünsche

96 Tage bis Weihnachten

Embed from Getty Images

Wünsche

Ihre Eltern glaubten nicht an Santa Claus. Sie glaubten an wenige Dinge. Sie gehörten zu den Menschen, die ihren Kindern lieber die Wahrheit sagten, auch wenn sie damit Träume zerstörten oder Ihnen glänzende Kinderaugen entgingen. So war es auch bei Weihnachten. Klar, sie feierten das Fest. Das gehörte ja dazu. Aber sie sparten sich diesen ganzen Märchenquatsch mit Santa Claus, Christkindchen und sonstigem Weihnachtsspuk. Die Geschenke, die unter dem Weihnachtsbaum lagen wurden von Mama und Papa gekauft, die Kinder durften auspacken und sich freuen. Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Danach ging man mehr oder weniger zur Tagesordnung über. Es wurde noch etwas feines gekocht und gegessen und sobald die Weihnachtsfeiertage vorbei waren, wurden die Christbaumkugeln wieder eingepackt, die Nadeln auf dem Wohnzimmerboden sorgsam zusammengefegt und der Weihnachtsbaum entsorgt. Endlich vorbei der ganze Spuk.
Für Emma aber nicht. Emma liebte Weihnachten. Sie liebte sowieso den Winter. Den Schnee, die Kälte, die klare Luft. Und ihren grünen Schal, den sie nur im Winter tragen konnte. Und wie gesagt, sie liebte Weihnachten. Sie war glücklich wenn Sie den Weihnachtsbaum in all seiner Pracht strahlen sah. Und überhaupt diese ganze Stimmung im Advent – in der Stadt und auf den Straßen. Dieses Leuchten und Duften, dieses fröhlich verzückte der Menschen. Das bezauberte sie.
Und die Idee bezauberte sie, dass es da jemanden gab, der den größten Zauber des ganzen Festes organisierte: Santa. Zu all ihren Freundinnen und Freunde im Kindergarten kam der Santa Claus. ER brachte dort die Geschenke – sie wurden nicht einfach von den Eltern gekauft und eingepackt.
Wie neidisch war sie auf Sue und Thomas, die im letzten Jahr erzählt hatten, wie sie nachts ihre Wohnzimmerdielen von Santas Stiefeln hatte knarzen hören. Und was für tolle Geschenke Santa gebracht hatte: Einen Raketenbausatz für Thomas und ein ferngesteuertes Auto für Sue. So etwas wollte sie auch haben. Aber ihre Eltern kauften ihr als Weihnachtsgeschenk nur langweilige Sachen. Ein Buch oder einen neuen Schlafanzug oder so etwas.
Aber dieses Jahr sollte es anders werden. Seit diesem Jahr konnte Emma ein wenig schreiben. Und mit der Schere umgehen. Und so hatte sie heimlich am ersten Adventssonntag als Mama und Papa noch schliefen einen Wunschzettel gebastelt – einen heimlichen für Santa! Mit der Schere hatte sie auf einem Spielzeugkatalog alles ausgeschnitten was sie sich wünschte: Ein echtes Kinderfernglas, ein Spielzeugtaxi, das Prinzessinnenhaus von Lego und – ihr größter Wunsch – genauso ein ferngesteuertes Auto wie das von Sue. Aber in blau.
Auf den Umschlag schrieb sie „Santa“ – das hatte sie von einer Weihnachtskarte abgeschrieben.
Dann zog sie sich Emma an. Ihre Stiefel, ihren Mantel, ihre Mütze, ihren grünen Schal, ihre Handschuhe. Leise öffnete sie die Haustür. Draußen schneite es. Sie lief die Straße hinab, am Schuladen und dem Frisör vorbei, links um die Ecke. Und da stand er. Der Briefkasten. Mit zitternden Händen nahm sie den Umschlag, musste sich auf die Zehenspitzen stellen damit sie den Briefschlitz erreichte.
Und dann warf sie den Wunschzettel ein.

Suchworte: lettebox + christmas

Zeit: 17:04

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert