bookmark_borderAuf die Nuss!

Abends, wenn das Licht ausging, ging der Kampf los.
Nebeneinander unter dem Weihnachtsbaum standen die vier Weihnachtsteller. Für jeden in der Familie einer. Darauf, Marzipankartoffeln, Spekulatius, Mandarinen, Konfekt und verschiedene Arten von Nüssen. Und Nüsse mögen sich nicht. Also gegenseitig. Das wissen viele Menschen nicht, dass jede Nuss eigentlich jede Nuss einer anderen Art hasst. Wahre Rassisten sind das. Es zählt nur die eigene Art. Alle anderen sind minderwertig. Und so war Krieg unter der Tanne jede Nacht. Tagsüber konnten sich die Nüsse zusammenreißen. Bis auf ein paar kleine Rempler zwischendurch, die aber für das menschliche Auge meist nicht erkennbar sind. Aber nachts ziehen sie ins Gefecht. Da drängen die kleinen Haselnüsse die dicken und behäbigen Walnüsse so weit zum Rand, dass sie vom Teller stürzen. Die ein oder andere Walnuss holt sich dabei den entscheidenen Knacks in der Schale, die dann ihr Schicksal besiegelt wenn sie einmal im Nussknacker steckt. Die harten Paranüsse halten sich für die allerbesten Nüsse überhaupt. Weil an ihrer harten Schale so mancher Nussknacker sich die Zähne ausbeißt, sind sie oft irgendwann in der Überzahl, wenn die Hasel- oder Walnüsse schon den hungrigen Weihnachtsfeiernden zum Opfer gefallen sind. Dann machen sie sich richtig breit auf den Weihnachtstellern, nehmen auch schonmal eine Haselnuss in die Mangel – und drücken eine solche gerne mal zwischen zweien ihrer eigenen Art so lange, bis die Schale nachgibt und der wehrlose Haselnusskern über den Teller kullert.
Am schlimmsten sind aber die Erdnüsse dran. Weil sie eigentlich gar nicht zu den Nüssen gehören, sich gerne aber so nennen, sind sie es die am meisten gehasst und am wenigsten toleriert werden. Es kommt vor, dass im Kampf gegen eine Erdnuss auch Hasel- und Walnuss mal gemeinsame Sache machen. Sie stoßen dann zum Beispiel die Erdnuss so lange hin und her, bis ihre leichte Schale ganz bröselig wird und an vielen Stellen aufplatzt. Dann wir die Erdnuss mit festem Druck zum Beispiel gegen eine Mandarine gepresst. So dass auch die Mandarine eine Delle bekommt. Und wenn HAsel und Walnuss Glück haben, fängt dann die Mandarina bald an zu schimmeln und zieht die wehrlose Erdnuss mit in den pelzigen Untergang. MAnchmal bewerfen sich die Nüsse aber auch nur mit Schokoladentalern oder versuchen sich gegenseitig mit herabgefallenen Tannennadeln zu erdolchen. Was aber meist zwecklos ist, denn dafür sind die Schalen aller Nüsse dann doch zu dick.
Aber wenn morgens das Licht angeht im Wohnzimmer liegen sie wieder traulich vereint Seit an Seit auf den Weihnachtstellern als sei nichts gewesen. Aber wenn ihr euch über den Teller beugt und ganz ganz leisten seit, könnt ihr vielleicht von hinten, aus der Ecke wo die schimmelnde Mandarine liegt, die Erdnuss fluchen und jammern hören. Oder ihr erwischt eine Walnuss dabei, wie sie heimlich über einen Erdnusswitz lacht, den eine Haselnuss ihr erzählt hat.

Inspirationswort: Erdnuss
Zeit: 17:23

bookmark_borderDie Maus

Für eine Maus ist es nicht leicht im Winter. Zumindest wenn sie es nicht geschafft hat ausreichend Vorräte bis zum Frühjahr anzulegen. Denn wenn es draußen kalt ist, frieren auch die Mäuse und wenn sie dann den Schutz ihres Mauselochs verlassen müssen um nach Futter zu suchen, kann so ein kleiner Mausekörper ganz schnell zu kalt werden.
Aber manchmal muss eine Maus dieses Wagnis eingehen. So wie die Maus, von der unsere Geschichte handelt. Sie lebte in einem gemütlichen Mauseloch in den WUrzeln einer alten Birke, in der Nähe eine kleines Dorfes. Es war ihr erster Winter. Im Herbst hatte sie sich natürlich Vorräte angelegt und in einer Ecke ihrer Höhle gelagert, aber so unerfahren wie sie war hatte sie zu wenig gesammelt – oder die ihren Vorrat nicht gut eingeteilt. Jedenfalls war es gerade mal Mitte Dezember und ihre Vorräte schon aufgebraucht. Einzig ein halbes Weizenkorn lag einsam in der Ecke. Aber die Maus hatte Hunger und so machte sie sich auf den Weg nach draußen.
Der Wind pfiff ihr um die kleinen Öhrchen, als sie über den vereisten Boden tapste um irgend etwas essbares zu finden. Aber es gab nichts. Kein einziges Körnchen, kein Rest Kastanie oder Buchecker, kein noch so verfaultes Stück Fallobst war zu finden. Es war schon spät am Tage und die Dämmerung entzog dem Tag immer mehr Licht. Es wurde dunkler und dunkler und das Mäuschen wurde immer verzweifelter. Hier musste doch irgend etwas zu finden sein. Immer weiter und weiter lief sie auf der Suche nach einem kleinen Happen, vielleicht auch eine Brotkrume, die ein Mensch verloren hatte, eine Nuss oder Beere. Aber ihr Suchen blieb ohne Erfolg. Als es der Maus zu kalt und zu dunkel wurde, drehte sie um. Wollte nach hause, in ihr Mauseloch – da war es zumindest warm.
Doch, sie hatte sich verlaufen. In Dunkelheit und ihrer Verzweiflung war die Maus immer weiter von ihrem mauseloch weggelaufen, bis sie schließlich nicht mehr wusste wo sie war oder wie sie nach hause kommen könnte. Sie lief und lief, doch nirgends sah sie die alte Birke, die ihr den Weg nach hause gewiesen hätte. Ihr wurde immer kälter und kälter. Dennoch lief sie weiter. Sie musste doch nach hause.
irgendwann konnte sie nicht mehr. Sie musste eine Pause machen. Sie legte sich an den Fuß eines Baumes um sich zu erholen. Wenn nur diese kälte nicht wäre, die sie immer noch kälter machte. So kalt und kalt schloss sie bald ihre kleinen Augen.
Als sie erwachte lag sie in einer Art sehr eckicken Mausehöhle – einer Art Kiste. Unter ihr etwas weiches, Stoff vielleicht. Sie verstand nicht, wo sie war. Dann erkannte sie in einer Ecke der Kiste Nahrung: Ein paar Stückchen Äpfel, drei Nüsse und eine halbe Scheibe Käse. Sie stürzte sich auf das Futter und begann zu fressen. Es war ihr egal, wo sie war. Es war warm und sie hatte etwas zu essen. Der Rest war ihr egal.
Ihre neue Höhle sah gemütlich aus. Hier wollte sie bleiben.

Und hätte die Maus ihre Höhle von außen gesehen, hätte sie sich vielleicht sogar über das Geschenkpapier und die Schleife gefreut, die ihre Höhle umgab.

Inspirationswort: mouse
Zeit: 17:36

bookmark_borderUrzeitweihnachten

Sie waren gerade dabei, die Weihnachtgeschichte nachzuspielen. Als Probe für das große Krippenspiel an Heiligabend. Aus ein paar alten Baumstämmen hatte sie einen kleinen Stall gebaut, weich mit Farnblättern ausgelegt und Theo, der jüngste und kleineste von Ihnen musste das Jesukind spielen und lag ein wenig erhöht auf einem Stein in der Mitte des Stalls. Fiona spielte Maria und Tom den Josef. Auf Ochs und Esel und auch auf Schafe verzichteten sie. Das wären zu viele Tiere im Stall, fand Fiona. Aber es gab ja auch noch andere Rollen zu verteilen. Die heiligen drei Könige zum Beispiel. Die wurden gespielt von Brian, Leo und Sophie. Sophie war mit Abstand die größte von allen. Mit ihrem langen Hals überragte sie sogar Leo wenn er sich ganz aufrichtete. So gaben sie ein etwas ungleiches aber sympathisches Trio ab. Die drei Könige waren schon ziemlich am Anfang des Krippenspiels zu sehen. In der ersten Szene wurden ganz klassisch Maria und Josef gezeigt, wie sie nach einer Herberge suchten und schließlich den Stall fanden. Gleich in der zweiten Szene sah man dann die drei Könige wie sie den leuchtenden Stern entdecken und beschließen, ihm zu folgen.
Und das war auch die Stelle an der die Probe gerade angekommen war. Die drei standen vor einer Gruppe kleiner Bäume (die man hinter ihnen aber kaum sah) und sollten nun den Stern entdecken. Sophie (deren Kopf natürlich am höchsten war) hatte die Aufgabe, den Stern als erstes zu entdecken. Sie blickte also plötzlich interessiert in den Himmel. „Hey, schaut mal da – am Himmel!“ rief sie aus.
„Das ist der falsche Text,“ sagte Brian. Du musst zuerst sagen: „Oh seht doch!“, motzte Brian, der alles gerne sehr genau nahm, direkt los. „Nein.“, rief Sophie jetzt aufgeregt. „Da ist wirklich ein heller Schein am Himmel.“ Brian und Leo schauten nach oben und auch Maria, Josef und das kleine Jesukind, traten aus ihrem Stall heraus und blickten in den Himmel. Tatsächlich – ein heller Schein war am Himmel zu sehen – trotz des Tageslichtes konnte man ihn hinten über den großen Bergen gut erkennen. Das Licht schien sich sogar zu bewegen. Sophie war ganz aufgeregt: „Hurra – wir haben ein echtes Himmelslicht für unser Krippenspiel! Schnell, lasst uns weiterproben, bevor es vorbei ist.“.
Leo, der sich aufgerichtet hatte, ließ sich wieder auf seine vier Füße nieder. „Ok, wo waren wir? Dann machen wir weiter.“ Aber Brian ließ das nicht zu: „Ich spiele hier nicht weiter wenn alle so abgelenkt sind. Das macht doch keinen Sinn. Wir warten jetzt, bis das Ding da oben weg ist und dann spielen wir weiter. Außerdem habe ich Hunger, ich geh und reiße noch ein paar Blätter von den Bäumen.
Sophie, Leo und die anderen willigten ein, obwohl Sophie traurig war, dass sie die Probe beendeten. „Ach komm, Sophie“, versuchte Leo sie aufzuheitern und stupste sie sachte mit seinem Kamm, „ist doch kein Weltuntergang.“
Dann betrachteten sie weiter das Himmelschauspiel. Das Licht hatte sich tatsächlich bewegt und war nun schon ganz dicht über den Gipfeln der Berge. Bald war es dahinter verschwunden. Leo, Sophie und Brian waren gerade auf dem Weg zum großen Wald wo sich ihre Eltern aufhielten, als die Erde bebte.

Suchworte: Dinosaur
Kein Bild
Zeit: ca. 18 Minuten

bookmark_borderSekte

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Wir stießen an,
auf das Fest der Liebe,
auf dass es das beste der Feste fast bliebe.

Wir stießen an,
auf Nacht und auf Winter,
und tranken wie Kinder, im Kopf schon dahinter.

Wir stießen an,
auf Glück und auf Freude,
bei lauthals von Leuten gelobten Geläute.

Wir stießen an,
auf Glaube, Vertrauen,
um saubervertagtes Vertragen zubauen.

Wir stießen an,
auf Freundschaft und Nähe,
keiner soll fortan solch Feindschaft so sähen.

Wir stießen an,
mit billigem Sekt.
Den süß-sündhaft teuren
hat die Hexe versteckt.

Suchworte: trade + christmas
Zeit: 18 Minuten, 36 Sekunden

bookmark_borderTanken

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„Ho ho Ho! Einmal volltanken, bitte!“, sagte ich als ich aus meinem Wagen ausgestiegen war.
Es war als Scherz gedacht gewesen, denn dort stand, neben Zapfsäule 3, der Weihnachtsmann. Zunächst hatte ich gedacht, er sei einfach einer der tausendfach verkleideten Weihnachtsmanndarsteller, die in dieser Zeit in der ganzen Stadt herumliefen und nur zufällig an der Tankstelle gestrandet. Umso erstauner war ich aber, als der Weihnachtsmann tatsächlich zur Zapfpistole griff, nochmal frage: „Voll?“, und auf mein überraschtes Nicken hin, die Zapfsäule in die Tanköffnung steckte und meinen Mercedes volltankte.
Als er fertig war, zog er die Zapfpistole wieder heraus, hängte sie an die Säule und lächelte mir zu.
Ich ging in den Tankstellenshop, bezahlte das Benzin und eine SportBild, die ich immer beim Tanken hier kaufe, ging zurück zum Auto und öffnete die Tür. Die Zeitschrift werfe ich gewöhnlich schon beim Öffnen der Tür auf den Beifahrersitz. So auch diesmal. Aber seltsamerweise landete sie auf dem FAHRERsitz, nicht auf dem Beifahrersitz. Denn dort saß – der Weihnachtsmann. Und wieder lächelte er mich an. Und dieses Lächeln war von so einer Echtheit und Wärme umgeben, dass ich in diesem Moment nicht anders konnte als zu glauben, das sei der echte Weihnachtsmann. Aber im nächsten Moment holte mich mein Verstand wieder ein. Das konnte nicht sein. Den Weihnachtsmann gibt es doch gar nicht. „Was willst du?“ fragte ich also den Fremden, der dort augenscheinlich in einem rot-weißen Weihnachtskostüm auf meinem Ledersitz saß. „Willst du Geld? Ich hab keins dabei – nur Karten.“, sagte ich weiter.
„Ich brauche dein Auto.“, sagte der Mann. „Mein Schlitten ist kaputt. Kufe gebrochen. Irgendwie muss ich die Geschenke doch noch verteilen.“
Es war Weihnachten, ich musste eigentlich schon längst zu hause bei Verena und den Kindern sein. Ich war genervt von diesem Typen, der sich einfach in mein Auto schleicht. Naja, wenigstens hat er getankt, dachte ich. Vielleicht fahr ich ihn zu Polizei – die können ihm sicherlich helfen, was auch immer sein Problem ist.
Ich startete also den Motor, sagte „Ok, Weihnachtsmann, anschnallen!“ Und fuhr los. Es war schon dunkel, außerdem ein feuchter, diesiger Tag gewesen. Die Straßen waren nass, die Luft voll mit dieser Diesigkeit. Der Weihnachtsmann sagte nichts. Die Sicht war schlecht. Ich hatte Mühe mich zu orientieren, alles nervte mich. Ich wolte nur noch diesen Idioten loswerden und dann nach hause an den Weihnachtsbaum.
Mein Beifahrer schien meine Nervosität zu merken, schaute mich an, dann wieder nach vorne, dann wieder zu mir und wieder nach vorne. Dann lächelte er mich wieder an und sah mir dabei tief in die Augen – zumindest einen kleinen Moment lang, den ich nicht auf die Straße schaute. Als ich meinen Blick wieder nach vorne richtete, sah ich einen Schein auf meiner Motorhaube. Der Mercedesstern leutete rot und erhellte so die diesige Straße. Ich rieb mir mit der rechten Hand beide Augen, sah den Weihnachtsmann an. Dann viel mein Blick in den Rückspiegel. Der Fond meines Wagens und der ganze Kofferaum war voll mit bunten Geschenken.

Suchworte: tank + christmas
Zeit: 16 Minuten, 55 Sekunden

bookmark_borderErschlagen

64 Tage bis Weihnachten

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Erschlagen.
Es war eigentlich nur Dekoration. Das große rote Paket, das am Kaufhaus Holler an der Fassage hin – auf Höhe des zweiten Obergeschosses (Damenbekleidung, Babybekleidung und Spielwaren). Es war Teil eines ganze Arrangements. Fünf Pakete hingen dort oben, daneben ein großer, leuchtender Weihnachtsmann, der die Pakete aus seinem, ebenfalls leuchtenden Sack schüttete. Oder vielmehr: es sollte so aussehen als schüttete er sie. In Wirklichkeit wurden sie natürlich nicht geschüttet, wie waren an der Fassade montiert.
Das rote Paket war das größte. Es hatte eine orangene Schleife. Alle Pakete waren mit Seilen und Ösen an den entsprechenden, eigens für die jahreszeitliche Dekoration, in der Gebäudewand eingelassenen Haken befestigt. Rund um das Jahr hingen hier Geschenke, Masken, Ostereier, Blumen, überdimensionale Sonnenhüte, Herbstlaub und Kürbisse – oder eben die Geschenke.
Bisher war immer alles gut gegangen. Bis zu diesem zweiten Samstag im Dezember. Am Tag vorher hatte es geschneit. Und es war bitterkalt. Der Schnee blieb auf den Geschenken liegen, oder vielmehr: vor allem auf dem roten. Die meisten Geschenke waren so angebracht, dass die Seiten des Geschenkes einen steilen Winkel bildeten, auf dem Schnee und Eis hinunterrutschen konnte. Das rote Geschenk hing jedoch so gerade ausgerichtet, dass der Schnee guten Halt fand.
Mit der Zeit war der Schnee feucht und damit schwer geworden. Und irgendwann wurde der Druck auf einen der Haken in der Fassage so stark, dass er sich lockerte – aber noch hielt. Das Geschenk war etwas nach unten gesackt, aber fiel nicht. Die Sache wäre also noch gut geganten, hätte nicht Herr Dreuser, Teamleiter in der Sport- und Herrenbekleidungsabteilung im ersten Stock in wiederholter Nichtbeachtung der Dienstanweisung, seine Raucherpause auf der Feuertreppe verbringen wollen, die im ersten Stock ganz in der Nähe des roten Paketes verläuft.
Herr Dreuser also tritt auf die Treppe, zündet sich ein Zigarettchen an und wird des verrutschten Geschenkes gewahr. In einem zwei gut gemeinten, aber unbedachten und natürlich völlig aussichtslosen Versuch, beugt er sich etwas über die Brüstung der Feuertreppe, greift zum Geschenk und will es geraderücken. Dabei verliert er den Halt, greift panisch in das rote Geschenkpapier des Geschenkes um Halt zu finden. Das ist zuviel für das GEschenk, bzw. den Haken. Er reißt aus der Wand. Gerade in dem Moment als HErr Dreuser am Geländer der Feuertreppe doch noch ein klein wenig Halt findet. Er fällt also nicht. Dafür das Geschenk, denn der verbleibende Haken kann das Gewicht des Geschenkes auch nicht mehr halten.
Das Geschenk saust nach unten und begräbt die 23-jähre Zahnarzthelferin Corinna T. unter sich. Corinna liegt leblos am Boden, leblos. Doch nach kurzer Zeit hört man sie wimmern. Dann wird das Geschenk zur Seite gedrückt, Corinna steht auf und schaut sich um. Sie schwankt etwas, scheint jedoch keine größeren Verletzungen zu haben. Sie schaut das Geschenk an, das nun neben ihr liegt, greift das orangene Band und schleift das Geschenk nach hause.

Suchworte: revenge + christmas
Zeit: 17:53

bookmark_borderWeihnachts-ABC

Bei weihnachtsweißen Waldeswipfeln
und knusprigkrummen Kandiszipfeln,
bei heilighellem Herzensglanz
und freudigfetter Festtagsganz,

bei leidiglangen Liederreigen
mit seidigsanften Salbungsgeigen,
bei gerngekauften Großgeschenken
und zimtdurchzognen Ziehgetränken,

bei prächtigprunker Plastikkrippe
verschenkt von der Verwandschaftssippe,
bei blitzendblinkenden Balkonen
und marzipanenen Makronen,

bei umgestellten Umtauschuhren
und tumben Tieftemperaturen,
bei dauerdunkler Diesigket
und schmelzschlitternden Schnee der schneit,

da denk ich dann: „Vom Himmel her
wär’s schöner wenn jetzt Sommer wär!“

Ohne Vorgabe
Ohne Zeit

bookmark_borderDas Geschenk

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Es war noch September. Die Tage waren aber schon mal winterlich kalt, auch wenn die Sonne noch strahlte. Lisa war gerade auf dem Weg von de rSchule nach hause, als sie am Laden von Frau Kramer vorbeifuhr. Frau Kramer war eine alte Bekannte von Lisas Mutter. Sie führte in der Stadt einen kleinen LAden für Blumen und Geschenkartikel. Als Lisas Blick zufällig in die Auslage des Geschäftes schweifte sah sie es. Ein rotes Feuerwehrauto. Lisa hier an. Das Auto hatte sie beeindruckt. Sie wusste nicht warum. Es war ein Feuerwehrauto. Nur ein Feuerwehrauto. Aus Blech. Mit zwei Blaulichern und einer grellgelben Leiter auf dem Dach. Lisa stieg ab. Schob ihr Fahrrad vor das Ladenfenster und betrachtete das Auto. Eine geradezu magische Anziehungskraft ging von ihm aus. Bilder schossen durch Lisas Kopf, dazu Gerüche, Geräusche und Gefühle: Schneeflocken, Tannennadeln, Zimt, Freude, Überraschung, Knistern von Kamin und Papier. Lisa wusste: dieses Feuerwehrauto gehörte unter einen Weihnachtsbaum. Sonst nirgendwo hin.

Als Lisa mit dem Paket wieder aus dem LAden kam, war sie von Glück durchströmt. Frau Kramer hatte das Auto in das schönste Geschenkpapier eingepackt, mit einer großen Schleife drumherum. Das würde prächtig aussehen unter dem Weihnachtsbaum im Schein der Kerzen. Das Feuerwehrauto wäre dann endlich dort, wo es hingehört.

Als Lisa den Baum nach draußen gestellt hatte, die Nadeln zusammengefegt und die Lichterkette eingerollt hatte, nahm sie das Paket in die Hände. Sie strich mit ihren Fingern über das ausgeblichene Geschenkpapier, griff mit ihren zittrigen Händen die Enden des Geschenkbandes, zog leicht daran. Dann hielt sie inne, betrachtete das Paket. Sie nahm es in die Hand, schloss kurz die Augen, dachte an das leuchtende Rot und das die grellgelbe Leiter.
Dann nahm sie das Paket udn legte es zu der Lichterketten und Christbaumkugeln in die Kiste.
So wie in all den Jahren zuvor.

Suchworte: bicycle + christmas
Zeit: 17 Minuten, 21 Sekunden

bookmark_borderKaffee mit Zimt

Noch 95 Tage bis Weihnachten

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„Kaffee mit Zimt!“ sagte Jan auf meine etwas platte Frage was er denn dort trinke, „Und das schmeckt?“ fragte ich weiter. „Ja klar. Für mich gehört das seit zwei Jahren einfach zum Advent dazu: morgens einen schönen Kaffee mit Sahne und Zimt.“ erklärte Jan. Ok, ich wollte es versuchen. Und ich muss sagen, es schmeckte gar nicht mal so schlecht.  Und dann erzählte Jan mir, wie er zu dieser Angewohnheit kam. Vor zwei Jahren – da war ich noch nicht sein Mitbewohner – hatte er wohl eines Abends etwas zuviel getrunken. Keinen Kaffee, sondern Vodka. Auf einer Party, wie man das in Studentenkreisen wohl ab und zu tut. Nun ja, die Party war wenigstens gut gewesen, ein rauschendes Fest könnte man sagen. Doch am nächsten Tag rauschte dafür Jans Kopf immernoch. Dazu kam, dass er nicht in seinem Bett, nicht in seiner Wohnung aufwachte. Das soll vorkommen. Insgesamt waren sie zu viert an diesem morgen: Jan, eine von ihm nicht namentlich erwähnte aber als „durchschnittliche Schönheit“ bezeichnete Frau – und ihre zwei Kater. Als beide mehr recht als schlecht aus dem Bett geklettert und sich ihrer Situation bewusst geworden waren, begann ein wohl heiteres Wehklagen ob der jeweils zu spürenden Alkoholnachwehen und gegenseitiger Beteuerungen, dass das so nicht hatte enden  sollen. Wohlgemerkt bezogen sie dies auf die letztendliche Alkoholmenge. Die anschließende nach bereuten sie, wenngleich oder gerade wegen gewisser Ermangelungen der Erinnerung, wohl einvernehmlich nicht. Wie dem auch sei, versuchten Sie danach die Kater mit Hausmitteln zu bekämpfen. Aber nichts half schnell genug. Dann jedoch half der Zufall. Die ganze Geschichte spielt sich im Advent ab. Und die wie gesagt anscheinend durchschnittliche Schönheit hatte tags zuvor Weihnachtsplätzchen gebacken, war dann jedoch hals über kopf zur Party aufgebrochen und so lag in der Küche noch allerlei Backzutatenzeug herum. Und als nun Jan, immer noch etwas benebelt nach einem Kaffeelöffel griff, erwischte er eine umherliegende Zimtstange. Nicht willens oder nicht fähig diese gegen einen Löffel zu tauschen, rührte er damit kräftig in seinem Kaffee, trank danach und verspürte einen eigenartigen aber leckeren Zimtgeschmack im Kaffee. Und außerdem verschwanden kurz darauf seine Kopfschmerzen – so meint er sich zumindest gefühlt zu haben. Ein Katermittel war gefunden.
„Und jetzt trinkst du das aus Profilaxe gegen Kater oder was?“ fragte ich.
„Nein,“ sagte Jan, „mir schmeckt es einfach. Und außerdem weckt der Geschmack Erinnerungen – zwar nur durchschnittliche schöne, aber ganz besondere.“
Danach stellte ich keine weiteren Fragen mehr.“

Suchworte: cup + christmas
Zeit: 16 Minuten, 19 Sekunden

bookmark_borderWünsche

96 Tage bis Weihnachten

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Wünsche

Ihre Eltern glaubten nicht an Santa Claus. Sie glaubten an wenige Dinge. Sie gehörten zu den Menschen, die ihren Kindern lieber die Wahrheit sagten, auch wenn sie damit Träume zerstörten oder Ihnen glänzende Kinderaugen entgingen. So war es auch bei Weihnachten. Klar, sie feierten das Fest. Das gehörte ja dazu. Aber sie sparten sich diesen ganzen Märchenquatsch mit Santa Claus, Christkindchen und sonstigem Weihnachtsspuk. Die Geschenke, die unter dem Weihnachtsbaum lagen wurden von Mama und Papa gekauft, die Kinder durften auspacken und sich freuen. Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Danach ging man mehr oder weniger zur Tagesordnung über. Es wurde noch etwas feines gekocht und gegessen und sobald die Weihnachtsfeiertage vorbei waren, wurden die Christbaumkugeln wieder eingepackt, die Nadeln auf dem Wohnzimmerboden sorgsam zusammengefegt und der Weihnachtsbaum entsorgt. Endlich vorbei der ganze Spuk.
Für Emma aber nicht. Emma liebte Weihnachten. Sie liebte sowieso den Winter. Den Schnee, die Kälte, die klare Luft. Und ihren grünen Schal, den sie nur im Winter tragen konnte. Und wie gesagt, sie liebte Weihnachten. Sie war glücklich wenn Sie den Weihnachtsbaum in all seiner Pracht strahlen sah. Und überhaupt diese ganze Stimmung im Advent – in der Stadt und auf den Straßen. Dieses Leuchten und Duften, dieses fröhlich verzückte der Menschen. Das bezauberte sie.
Und die Idee bezauberte sie, dass es da jemanden gab, der den größten Zauber des ganzen Festes organisierte: Santa. Zu all ihren Freundinnen und Freunde im Kindergarten kam der Santa Claus. ER brachte dort die Geschenke – sie wurden nicht einfach von den Eltern gekauft und eingepackt.
Wie neidisch war sie auf Sue und Thomas, die im letzten Jahr erzählt hatten, wie sie nachts ihre Wohnzimmerdielen von Santas Stiefeln hatte knarzen hören. Und was für tolle Geschenke Santa gebracht hatte: Einen Raketenbausatz für Thomas und ein ferngesteuertes Auto für Sue. So etwas wollte sie auch haben. Aber ihre Eltern kauften ihr als Weihnachtsgeschenk nur langweilige Sachen. Ein Buch oder einen neuen Schlafanzug oder so etwas.
Aber dieses Jahr sollte es anders werden. Seit diesem Jahr konnte Emma ein wenig schreiben. Und mit der Schere umgehen. Und so hatte sie heimlich am ersten Adventssonntag als Mama und Papa noch schliefen einen Wunschzettel gebastelt – einen heimlichen für Santa! Mit der Schere hatte sie auf einem Spielzeugkatalog alles ausgeschnitten was sie sich wünschte: Ein echtes Kinderfernglas, ein Spielzeugtaxi, das Prinzessinnenhaus von Lego und – ihr größter Wunsch – genauso ein ferngesteuertes Auto wie das von Sue. Aber in blau.
Auf den Umschlag schrieb sie „Santa“ – das hatte sie von einer Weihnachtskarte abgeschrieben.
Dann zog sie sich Emma an. Ihre Stiefel, ihren Mantel, ihre Mütze, ihren grünen Schal, ihre Handschuhe. Leise öffnete sie die Haustür. Draußen schneite es. Sie lief die Straße hinab, am Schuladen und dem Frisör vorbei, links um die Ecke. Und da stand er. Der Briefkasten. Mit zitternden Händen nahm sie den Umschlag, musste sich auf die Zehenspitzen stellen damit sie den Briefschlitz erreichte.
Und dann warf sie den Wunschzettel ein.

Suchworte: lettebox + christmas

Zeit: 17:04