bookmark_borderKaffee mit Zimt

Noch 95 Tage bis Weihnachten

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„Kaffee mit Zimt!“ sagte Jan auf meine etwas platte Frage was er denn dort trinke, „Und das schmeckt?“ fragte ich weiter. „Ja klar. Für mich gehört das seit zwei Jahren einfach zum Advent dazu: morgens einen schönen Kaffee mit Sahne und Zimt.“ erklärte Jan. Ok, ich wollte es versuchen. Und ich muss sagen, es schmeckte gar nicht mal so schlecht.  Und dann erzählte Jan mir, wie er zu dieser Angewohnheit kam. Vor zwei Jahren – da war ich noch nicht sein Mitbewohner – hatte er wohl eines Abends etwas zuviel getrunken. Keinen Kaffee, sondern Vodka. Auf einer Party, wie man das in Studentenkreisen wohl ab und zu tut. Nun ja, die Party war wenigstens gut gewesen, ein rauschendes Fest könnte man sagen. Doch am nächsten Tag rauschte dafür Jans Kopf immernoch. Dazu kam, dass er nicht in seinem Bett, nicht in seiner Wohnung aufwachte. Das soll vorkommen. Insgesamt waren sie zu viert an diesem morgen: Jan, eine von ihm nicht namentlich erwähnte aber als „durchschnittliche Schönheit“ bezeichnete Frau – und ihre zwei Kater. Als beide mehr recht als schlecht aus dem Bett geklettert und sich ihrer Situation bewusst geworden waren, begann ein wohl heiteres Wehklagen ob der jeweils zu spürenden Alkoholnachwehen und gegenseitiger Beteuerungen, dass das so nicht hatte enden  sollen. Wohlgemerkt bezogen sie dies auf die letztendliche Alkoholmenge. Die anschließende nach bereuten sie, wenngleich oder gerade wegen gewisser Ermangelungen der Erinnerung, wohl einvernehmlich nicht. Wie dem auch sei, versuchten Sie danach die Kater mit Hausmitteln zu bekämpfen. Aber nichts half schnell genug. Dann jedoch half der Zufall. Die ganze Geschichte spielt sich im Advent ab. Und die wie gesagt anscheinend durchschnittliche Schönheit hatte tags zuvor Weihnachtsplätzchen gebacken, war dann jedoch hals über kopf zur Party aufgebrochen und so lag in der Küche noch allerlei Backzutatenzeug herum. Und als nun Jan, immer noch etwas benebelt nach einem Kaffeelöffel griff, erwischte er eine umherliegende Zimtstange. Nicht willens oder nicht fähig diese gegen einen Löffel zu tauschen, rührte er damit kräftig in seinem Kaffee, trank danach und verspürte einen eigenartigen aber leckeren Zimtgeschmack im Kaffee. Und außerdem verschwanden kurz darauf seine Kopfschmerzen – so meint er sich zumindest gefühlt zu haben. Ein Katermittel war gefunden.
„Und jetzt trinkst du das aus Profilaxe gegen Kater oder was?“ fragte ich.
„Nein,“ sagte Jan, „mir schmeckt es einfach. Und außerdem weckt der Geschmack Erinnerungen – zwar nur durchschnittliche schöne, aber ganz besondere.“
Danach stellte ich keine weiteren Fragen mehr.“

Suchworte: cup + christmas
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